Ich habe neulich einen Workshop gegeben, bei dem es unter anderem darum ging, warum uns Glaubenssätze davon abhalten, Gegenstände aus unserem Umfeld gehen zu lassen.

Das sind Sätze wie:

„Das war doch so teuer“, oder

„Das hast du von dem Opa geschenkt bekommen, das musst du in Ehren halten“.

„Was bist du nur für ein (schlechter) Mensch, wenn du die Dinge aus dem Haus deiner Eltern einfach entsorgst.“

Ich bin mit einem riesigen Rucksack von solchen und anderen Glaubenssätzen groß geworden. Lange habe ich nicht gesehen, dass sie mich in vielen Lebensbereichen blockieren und ausbremsen. Dann kam der Zeitpunkt, an dem mein Mann und ich für eine neue Heizungsanlage einen Kellerraum ausräumen mussten.

Und dann stand ich wieder vor diesem riesigen Puppenhaus.

 

Mein altes Puppenhaus – loslassen?????

Das geht doch nicht. Mein Großvater hat es für meine Schwester und mich gebaut. Ich kann mich eigentlich gar nicht daran erinnern, ob wir gerne damit gespielt haben.

Im Sommer 2000 kam dann meine Tochter zur Welt und 2 Jahre später schenkten uns meine Eltern mein altes Puppenhaus, ausgebaut und aufgehübscht. Meine Tochter war kein großer Fan von dem Haus, so dass es schon sehr bald in unseren sehr großen Keller wanderte. Dort stand es jetzt fast 20 Jahre. Bei jeder Aufräumaktion im Keller habe ich mich dagegen entschieden, dieses riesige Ding doch mal abzugeben und loszulassen.

Warum? Weil ich das so verinnerlicht habe: Da haben mein Großvater und mein Vater viel Zeit investiert, um mir und meiner Tochter ein schönes Spielzeug zu bauen und das kann ich nicht einfach abgeben…..wirklich nicht?

In dem Puppenhaus stand eine alte graue Kiste.

 

Meine alten Briefe – loslassen???

Alte Briefe und Postkarten, die kann man doch nicht wegschmeißen. Da haben sich Menschen hingesetzt, an mich gedacht und mir persönlich etwas geschrieben. Sie waren mir so wichtig, dass ich sie in einem Pappkarton in unserem etwas muffigen Keller gelagert habe. (Immerhin waren sie beschriftet😉) Das zeigt schon, wie viel Bedeutung sie für mein Leben haben.

Gar keine mehr.

Beim Fund dieser Kiste habe ich schon viele Karten und Briefe weggeschmissen. Ein paar habe ich noch behalten, um sie in Ruhe noch einmal durchzuschauen. Meine ersten Liebesbriefe und die Briefe meiner französischen und philippinischen Briefreunde werde ich noch einmal genauer anschauen, vielleicht von jedem einen behalten und den Rest entsorgen.

Und daneben stand eine lieblos zusammengestapelte Kiste mit Porzellan.

 

Das Geschirr von meiner Oma – loslassen?

Fürstenberg Elfenbein mit Goldrand. Die Tassen sind so klein, dass sie schon wieder zu dem Puppenhaus passen. Ich weiß, dass ich das Geschirr damals nicht haben wollte, aber das war egal. Ich hatte es geerbt und musste es mitnehmen. Große Teile davon sind unbenutzt. Welch ein Wahnsinn.

Auch dieses Geschirr wird gehen. Ich werde versuchen es zu verkaufen. Hier hilft es mir schon, dass es noch jemand bekommt, der es schätzt und nutzt.

 

Was hat sich geändert? Warum kann ich jetzt loslassen?

Erstens, ich habe mich nach Jahren wieder einmal bewusst mit den Dingen in meinem Keller auseinandergesetzt. Zum anderen habe ich durch die Beiträge in der Workshop – Gruppe meine eigenen Glaubenssätze ganz deutlich vor mir gesehen. Ich habe gemerkt, dass sie nicht mehr stimmen, dass sie sich für mich nicht mehr richtig anfühlen und ich somit auch die Dinge, die ich so lange festgehalten habe, endlich loslassen kann. All diese Dinge, die ich beschrieben habe, sind Teil meiner Vergangenheit. Sie hatten ihre Berechtigung, aber jetzt brauche ich sie nicht mehr und sie dürfen gehen.

Ein paar der Briefe kommen in meine Erinnerungskiste, das Puppenhaus habe ich fotografiert und von dem Geschirr meiner Oma werde ich Zuckerdose und Milchtopf behalten.

So ganz kann ich mich noch nicht von dieser Sentimentalität lösen, aber wenn ich eine meiner Kundinnen wäre, dann wäre ich stolz auf sie.